Neue Götter – Der Prozess des Sokrates
1. Abend: Euthyphron

von Platon - in der Übertragung von Johann Georg Schlosser

Szenische Lesung

Wiederaufnahme im November 2018

Eintritt: 10 € / 5 € (ermäßigt)

Texteinrichtung & Regie: Torsten Israel

Euthyphron: Dominic Fuchs 

Sokrates: Leif Schmitt

Zwei Schemen: Mayila Ainiwaer und Laura Álvarez

Im Jahr 399 wurde in Athen der Philosoph Sokrates wegen der Einführung neuer Götter und der Verbreitung von Irrlehren unter der Jugend angeklagt. Der Prozess endete mit einem Todesurteil und dem erzwungenen Selbstmord des Sokrates im Gefängnis. Die Stadt war damit einen ärgerlichen Fragensteller, Zweifler und Querdenker los. Aber war Sokrates wirklich ein geistiger Brandstifter, ein intellektueller Terrorist, ein bösartiger Anpassungsverweigerer? Und nicht der heilige, aber auch irgendwie harmlose Weise, als der er heute gern beschrieben wird? Und warum ging er so gelassen in den Tod? Politisch versank Athen in den Jahrzehnten nach dem Prozess jedenfalls in der Bedeutungslosigkeit. Die Götter kümmerte das wenig. Oder sie sind doch anders, als man dachte und manchmal vielleicht immer noch denkt.

In einer Folge von drei szenischen Lesungen aus Dialogen von Platon, der dem Kreis um Sokrates bekanntlich angehörte, wird der antike Kriminalfall jetzt neu aufgerollt. Dabei erweisen sich die Texte als alles andere als staubige philosophische Traktate: ihrer pointierten, bilderreichen, ironischen, manchmal sogar erotisch doppeldeutigen Sprache merkt man überdeutlich an, dass Platon ursprünglich Theaterdichter werden wollte. Zugleich werfen sie die Frage danach auf, wie die Gesellschaft heute auf Andersdenkende reagiert. Meinungs- und Religionsfreiheit mögen in Europa gesetzlich garantierte Grundrechte sein. Aber gelten sie auch? Und für alle? Und ist das überhaupt wünschenswert?

Am Anfang der Trilogie Neue Götter steht der Dialog Euthyphron. Dargestellt wird, wie sich Sokrates und der schöne Euthyphron vor einem Athener Gerichtsgebäude treffen, der Philosoph, weil er angeklagt wurde, der junge Mann, weil er seinen Vater anklagen will. Es entwickelt sich ein Gespräch über den Willen und die moralischen Wertmaßstäbe der Götter, an dessen Ende Euthyphron die Flucht ergreift und auch der Zuschauer nicht mehr weiß, wo im Olymp oben und unten ist.


Torsten Israel, wurde 1967 in Leipzig geboren. Er studierte Griechische Philologie, Geschichte und Theaterwissenschaften in Berlin und Athen und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz/Germersheim. Er lebt als Autor und Übersetzer in Mannheim und Athen, ist freier Mitarbeiter der Zeitschrift Theater der Zeit.

Pressestimmen

»Der Dialog entwickelt sich unter dem pointierten (auch: humorvollen) Vortrag der Darsteller zu einem famosen, auf fruchtbare Weise fordernden und in der gesellschaftspolitischen Konsequenz des Sujets hochaktuellen Theaterabend. Auf die für Herbst geplante Fortsetzung („Apologie / Kriton“) sind wir hiernach mit vollem Recht sehr gespannt.«

Mannheimer Morgen

»Der Zuschauer bekommt eine Ahnung davon, wie es in Athen damals zugegangen sein mag, wenn Sokrates seine Mitbürger in Gespräche verwickelte, und warum er schließlich so verhasst war, dass er zum Tode verurteilt wurde.«
Die Rheinpfalz



 Foto & Video: DangerZone