Pressestimmen »Der Regisseur Rainer Escher hat schon mit manch einer Entdeckung überrascht. Jetzt wartet er mit einem Knaller auf: mit Valère Novarinas „Rede an die Tiere“. (…) Rainer Escher hat wieder eine Entdeckung in Frankreich gemacht, wo „Rede an die Tiere“ Kultstatus genießt.« Die Rheinpfalz
»Der schweizerisch-französische Autor Valère Novarina schuf mit der „Rede an die Tiere“ einen Monolog, der (...) in Frankreich Kultstatus erlangte. (...) Regisseur Rainer Escher wagte, das Stück erstmals auf eine deutsche Bühne zu bringen. Im Felina-Areal überraschte er sein Publikum, erheiterte und verstörte es gleichermaßen. (...) Großartig schafften es Marie Eberhardt, Ronja Rückgauer und Sascha Koal hier ein gewaltiges surrealistisches Bild aus tiefenpsychologischen Fragmenten zu formen, die Verzweiflung und Wut über das Leben fühlbar zu machen, das Navarina einst den Anstoß zum Stück gab.« Mannheimer Morgen
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Ein Mann spricht zu Tieren, das heißt zu Wesen ohne Antwort. Er spricht zu dreihundert stummen Augen. Ein Mann spricht zu Tieren und erzählt ihnen Dinge, über die man sonst nicht spricht: über das, was wir erleben, wenn wir an unsere Grenzen geraten, zerrissen sind, in tiefster Dunkelheit stehen und doch nahe an einem Licht, sprachlos und kurz vor einer Lösung. In früheren Jahrhunderten nannte man dies „innere Krise“, heute nennen wir es „Depression“. Valère Novarina glaubt, dass dieser Zustand äußerst notwendig und heilsam ist – und dass man ihn nicht behandeln sollte: Der Mensch hat noch viel mit sich selbst zu besprechen...
Ein Mann spricht zu den Tieren, und die Tiere schweigen. Befreit von der Wechselseitigkeit des Dialogs löst Novarina in diesem furiosen Text die Sprache aus der Enge des repräsentativen Gebrauchs, sie verliert sich in wilder, exzessiver Poesie, in Kapriolen, Listen, Wortwitz und Rhythmus und erzählt so vom eigentlichen Wesen des Menschen, seiner Bestimmung und seiner Verzweiflung. Nachdem dieser Theatertext in Frankreich seit dreißig Jahren immer wieder aufgeführt wird und mittlerweile Kultstatus genießt, macht Leopold von Verschuers geistreiche Übertragung das anarchisches Ungestüm Novarinas nun erstmals auf einer deutschsprachigen Bühne erlebbar.
Novarina eröffnet hier eine faszinierende Reflexion über das Sprechen, die Grenzen des Ausdrucks und die tiefen, unausgesprochenen Erfahrungen des Menschseins. Es ist ein poetischer, fast mystischer Zugang zur Sprache als Ort des Denkens und der inneren Reise.
Novarina hat in einem Interview über die Entstehung des Textes folgendes erzählt:
"Das Buch wurde hier, in den Bergen, inmitten der Tiere geschrieben. Ich hatte zweiundzwanzig Tiere im Stall, wurde am zwanzigsten September von Schnee überrascht und fand mich in völliger Isolation für fünfzehn Tage wieder. Es gab sieben Ziegen, Küken, Truthähne, Schafe und ein Schwein namens Nixon. Ich öffnete die Tür des Stalls und sah vierundvierzig Augen auf mich gerichtet. So entstand der Titel Rede an die Tiere – zweiundzwanzig stumme Blicke. Das stumme Publikum, das einen wie ein einziges Tier beobachtete. Darin lag das zentrale Thema: Unsere Sprache als Schauplatz des Dramas und als Theater des Denkens.
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