Rede an die Tiere. Das Tier der Zeit (DSE)

von Valère Novarina

Premiere MI 02. Juli, 19.00 Uhr
SA 
05. Juli, 19.00 Uhr

SO 
06. Juli, 18:00 Uhr

MI 16. und FR 18. Juli, 19:00 Uhr

Eintritt:  (ermäßigt) - wird noch bekannt gegeben

Regie: Rainer Escher


es spielen Marie Eberhardt, Ronja Rückgauer und Sascha Koal

Bühne: Holger Endres

Kostüme: Bea Albl

Dramaturgie: Angela Wendt
Technik und Beleuchtung: Georg Gropp

Ein Mann spricht zu Tieren, das heißt zu Wesen ohne Antwort. Er spricht zu dreihundert stummen Augen. Ein Mann spricht zu Tieren und erzählt ihnen Dinge, über die man sonst nicht spricht: über das, was wir erleben, wenn wir an unsere Grenzen geraten, zerrissen sind, in tiefster Dunkelheit stehen und doch nahe an einem Licht, sprachlos und kurz vor einer Lösung. In früheren Jahrhunderten nannte man dies „innere Krise“, heute nennen wir es „Depression“. Valère Novarina glaubt, dass dieser Zustand äußerst notwendig und heilsam ist – und dass man ihn nicht behandeln sollte: Der Mensch hat noch viel mit sich selbst zu besprechen...

Ein Mann spricht zu den Tieren, und die Tiere schweigen. Befreit von der Wechselseitigkeit des Dialogs löst Novarina in diesem furiosen Text die Sprache aus der Enge des repräsentativen Gebrauchs, sie verliert sich in wilder, exzessiver Poesie, in Kapriolen, Listen, Wortwitz und Rhythmus und erzählt so vom eigentlichen Wesen des Menschen, seiner Bestimmung und seiner Verzweiflung. Nachdem dieser Theatertext in Frankreich seit dreißig Jahren immer wieder aufgeführt wird und mittlerweile Kultstatus genießt, macht Leopold von Verschuers kongeniale Übertragung sein anarchisches Ungestüm nun auch auf Deutsch erlebbar.

Novarina eröffnet hier eine faszinierende Reflexion über das Sprechen, die Grenzen des Ausdrucks und die tiefen, unausgesprochenen Erfahrungen des Menschseins. Es ist ein poetischer, fast mystischer Zugang zur Sprache als Ort des Denkens und der inneren Reise.

Novarina hat in einem Interview über die Entstehung des Textes folgendes erzählt:
"Das Buch wurde hier, in den Bergen, inmitten der Tiere geschrieben. Ich hatte zweiundzwanzig Tiere im Stall, wurde am zwanzigsten September von Schnee überrascht und fand mich in völliger Isolation für fünfzehn Tage wieder. Es gab sieben Ziegen, Küken, Truthähne, Schafe und ein Schwein namens Nixon. Ich öffnete die Tür des Stalls und sah vierundvierzig Augen auf mich gerichtet. So entstand der Titel Rede an die Tiere – zweiundzwanzig stumme Blicke. Das stumme Publikum, das einen wie ein einziges Tier beobachtete. 

Darin lag das zentrale Thema: Unsere Sprache als Schauplatz des Dramas und als Theater des Denkens.

Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Mannheim und den Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.