Wilhelm Reich gilt neben Freud und Jung als einer der großen Männer der Psychoanalyse. Aber er ist ein widerspruchsvoller Charakter mit einem ebenso widersprüchlichen Leben. Er gilt als Befreier der Sexualität, als Entdecker der Charakteranalyse und des Krebses; nicht zuletzt sein politisches Engagement machte ihn fur eine ganze Generation interessant.
Wilhelm Reichs Adressat in seiner REDE AN DEN KLEINEN MANN ist nicht, wie der Titel vermuten lässt, der Kleine Mann, wie man ihn versteht; er hat primär nichts mit dem White Trash der Amerikaner zu tun und auch nicht mit dem Lumpenproletariat; er ist auch nicht der Proletarier oder der Kleinburger. Wilhelm Reichs Kleiner Mann ist keine soziologische Bezeichnung, er ist eine psychologische Dimension, eine Haltung. Es ist der Typus, der immer nach oben schaut, der immer noch hinaus will. Doch immer sind ANDERE Schuld, dass er nicht dort hingelangt. Der Kleine Mann fühlt sich unterdrückt, beleidigt, ungerecht behandelt. Deshalb sucht er immer nach einem Großen Mann, der es für ihn richten, der für ihn die "Drecksarbeit" machen soll.
Diesen Kleinen Mann will Reich befreien. Er will ihn von seinen schlechten Eigenschaften befreien. Er will, dass er selbst denkt und handelt. Dass er für seine Rechte einsteht und sich nicht von Führern, Vorsitzenden, Diktatoren und Lehrern bevormunden lässt. In seiner fulminanten Abrechnung mit allen existierenden Systemen, die auf autoritären Maximen beruhen, und darunter zählen für ihn durchaus auch die Demokratien, die durch ihre Apparate korrumpiert werden, gibt es für Reich nur eine Lösung: der Kleine Mann muss zu sich selbst kommen, er muss Großer Mann werden und seine Emanzipation in die Gesellschaft tragen.
Reich war Teil der Emanzipationsbewegung der 68er-Bewegung. Anders als Freud war Reichs Psychologie im Körper zentriert. Psychische Störungen sind am Körperausdruck zu sehen und dort auch zu heilen. Freie Sexualität und freie Menschen bedingen einander. Reichs Emanzipation zielt immer auf das einzelne Subjekt ab. Wer frei ist, kann sich auch wehren. Freie Individuen schaffen eine freie Gesellschaft. |
Pressestimmen
»Das Stück ist aktueller denn je. Denn nur freie Individuen, die sich auch wehren können, schaffen eine freie Gesellschaft. (...) Es ist ein zutiefst beeindruckender Theaterabend, der dem Zuschauer dank der großen Leistung Christian Birko-Flemmings unter der Regie von Rainer Escher, der Dramaturgie von Angela Wendt und der Bühnenausstattung von Holger Endres nahegebracht wird.« Mannheimer Morgen
»Der Regisseur Rainer Escher, der immer wieder einmal kleine Schätze hebt, hat sich der Rede jetzt angenommen und lässt sie von dem Schauspieler Christian Birko-Flemming packend vortragen.« Die Rheinpfalz
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